Ahoi Flocke,
also das "Mondnächtle" ist definitiv nicht mein Ding, sag ich ganz ehrlich, aber hierzu kann ich sicherlich etwas konstruktives beisteuern.
Was ich besonders gut an diesem Gedicht finde ist der Schluss der zweiten Strophe:
Bis ich gläsern werd und deine Augen
fassungslos an mir zu Boden gleiten ohne Halt.
Sie kullern vor die Füße mir, zwei Murmeln,
blaugraue Geiseln für mein freies Geleit.
Prinzipiell finde ich auch den metaphorsichen Gedanken, das Verhältnis zweier Liebender in der Sprache von Macht und Kampf auszudrücken (umzingelt, Übermacht, Feldherr, Angriff, Schwäche, siegessicher, Gegenwehr, Geiseln) sehr interessant und vielversprechend. Da ließe sich noch mehr draus machen. Allein habe ich den Eindruck, müsstest du hier noch etwas spitzfindiger und feinsinniger komponieren, etwas subtiler fügen. An verschiedenen Stellen sind mir die Effekte und Worte in deinem Gedicht viel zu stark. En detail.
Bin dir zu nah gekommen einen Schritt,
finde wieder mich umzingelt
Umzingelt - das ist gut. Ansonsten könnte der Auftakt etwas ergreifender bzw. origineller sein. Die Annäherungsproblematik ließe sich sicherlich auch noch in eine entsprechende Kampf-Metapher übersetzen, obwohl du davon im Gedicht eigentlich schon genug, eigentlich schon zuviel hast. Aber der Anfang zu diesem Gedicht ist auf jeden Fall noch verbesserungsbedürftig, meine ich, wie überhaupt Anfang und Ende eines Gedichtes besonders wichtig sind.
von der Gefühle Übermacht
Hier geht's mir wie Silentium. "Übermacht der Gefühle" -- ne, sorry, das ist ausgelutscht & abgewetzt. Diese altehrwürdige Redewendung solltest du unbedingt vermeiden, eine synonyme Metapher finden.
Dein Feldherr, der so blind vor Eifer,
Also der Bezug, wer hier mit Feldherr gemeint ist, war mir, dachte ich, klar - bis ich deine Erkläung las:
Der Gegenpart meines LI fing irgendwann an, nur noch mit seinem "besten Stück" zu denken, obwohl er schon mehrfach abgewiesen wurde, gab er nicht auf (Feldherr, blind vor Eifer)
Also darauf wäre ich (obwohl oder weil ich ein Mann bin) niemals gekommen. Hier finde ich die verwendete Symbolik etwas irreführend und auch die Gleichsetzung von "Feldherr=Bestes Stück" ist irgendwie ... naja. Ein anderes Prob bei der Zeile ist der erneute Rückgriff auf ein sprachlich recht eingängiges Konstrukt "blind vor Eifer[sucht]". Dieses "-sucht" ergänzt man fast automatisch, obwohl es gar nicht reinpasst. Ich frage mich auch, ob "Eifer" der adäquate Ausdruck ist, für das, was du sagen willst. Ich glaube, wenn ich dich richtig verstanden habe, dann meinst du eher etwas in Richtung Lust oder Verlangen oder auch etwas negativer formuliert: Gier!?
steht auf zu neuem Angriff und
ich schick dir herbe Küsse, bitte um
Vielleicht besser: "steht auf zum neuen Angriff"?!? Die "herben Küsse" in der folgenden Zeile gefallen mir, unbedingt drinne lassen. Was mir nicht gefällt, ist dieses "schicken".
habe es eher so gesehen, dass er sich die Küsse stehlen mußte und sie, da das LI die Gefühle nicht erwidert, eher "unsüß" ausfallen
Wie passen "schicken" und "gestohlen werden" zusammen?
bitte um
Vergebung nichtvorhandner Schwäche.
Das verstehe ich nicht.
So siegessicher noch dein Lächeln
Über die Gegenwehr, die aussichtslos dir scheint.
Bevor das ganze zerschmilzt und aufgelöst wird - das muss noch krasser, noch schärfer, nach härter formuliert werden. Dieses "Lächeln" muss einem einen Schauder durchs Mark jagen, von der Dramaturgie her ist das ja zweifelslos eine entscheidende Stelle.
Liebst mich mit Blicken unter weißer Fahne
Bin mir nicht sicher, was diese Zeile besagen soll. Ist "unter" hier der richtige Ausdruck???
Der Schluss ist gut so wie er ist. Daran bitte nichts mehr verändern!

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