"Gisela - Annelies"
- Warum jetzt ein anderer Name? Ist der Name so unwichtig? Warum dann nicht Helene oder Lotte?
lieber s.,
naja, da gibt es schon einen grund dafür, der grund hat v.a. damit zu tun, dass ich dieses gedicht öffentlich gelesen habe, und da war mir ein namenswechsel wichtig - weil der vorherige für mich zu persönlich war. annelies - weil es der erste 3silbige war, der mir einfiel.
"vielen langen Jahre"
habe das lang rausgenommen, das "viel" erscheint mir hier wichtiger und du hast völlig recht - es liest sich besser (komisch, das hab ich gar nicht gemerkt...)
Was ist Spinnenpapier?
(auch hast du in der Strophe zweimal "dich" am Ende einer Zeile.)
Spinnenpapier, das ist dieses Papier, das es auch in Fotoalben gibt, diese pergamentartigen Zwischenblätter, die meist eine Spinnennetzmaserung tragen...
"Edel sei der Mensch"
- Edel sollte der Mensch wohl auch bei den Nazis sein? - Kein Gegensatz?
Obwohl er woll auch hilfreich und gut sein sollte bei ihnen - je nach dem wie man es auslegt.
es war mir wichtig, genau diesen bruch darzustellen - schließlich kann man 1. nicht davon ausgehen, dass alle in stammbücher eintragende menschen seinerzeit nazis waren und 2. schon gar nicht, dass sie nicht trotz NS-gesinnung nicht dennoch goethes worte zu beherzigen glaubten und 3. fiel mir immer auf, dass in solchen bucher völlig willkürlich gewählte gedichte/wünsche zu stehen scheinent, hingeschrieben aus dem einzigen grund,
weil man eben irgendein gedicht schreiben musste, sehr oft auch vom inhalt für kinder/jugendliche völlig unverständlich. Viel beduetender erschien mir immer die Ausarbeitung des obligatorischen "Bildchens" (Blumenbuketts etc...), sowie immer wieder die makellose Schönschrift.
Aus all diesen Gründen meine ich, dass dieser Spruch die Wirkung des Kontrasts hier bestens erfüllt.
Wessen Grab? Des Bruders oder der OMA? Meint: wenn die OMA das Buch so lange aufhebt, hat die damalige Zeit, die sie überlebt hat, doch bestimmt keinen Einfluss auf ihre Grabinschrift.
Warum also erwähnen?
Nur im den Tad ins Boot zu holen?!
meine damit den Tod des Bruders oder jener Schreiber, die diese Zeilen einem jungen Mädchen mitgeben wollten - also ist hier auch irgendwo ein entpersonifizierter soldatentod gemeint.
- Großmama, geliebte.??
Klar Das LI sie liebt, aber als Geliebte versteh man fast was anderes.
ach ja? Ich weiß nicht. Der Punkt schien, mir die Betonung der Emotion zu unterstreichen, mit Beistrich hat es was beiläufigeres... Was sagen denn die anderen?
Was ist denn davon geblieben? Immer noch Fleisch und Blut und Gefühl und Liebe + Schmerz.
Das LI kann und wird die Zeiten, wie wir alle, nicht verstehen.
Was soll also daraus geworden sein? Was ist geblieben?
Finde die letzte Zeile nicht gut gelöst.
hmmm... das scheitn also wirklich ein größerer brocken zu sein.
1. irgendwie WILL ich auch gar nicht, dass es
gut gelöst wird, weil es ja nicht gelöst werden kann, vom inhalt her... das ist ja auch die aussage...
es geht ja 2. weniger darum, diese Zeit zu verstehen, sondern die tatsache, in einem geliebten menschen (Charakter-?)züge bzw. einstellungen vorhanden sein könnten, die Angst einflößend sind.
es geht 3. darum, dass das LI sich fragt, ob dann irgendetwas von dieser bereitschaft, damals die schrecklichen botschaften des NS anzunehmen, sich weiter"vererbt" hat - irgendwo im eigenen Inneren lauert... da das aber nicht klar ist, muss auch das Ende irgendwo offen bleiben...
Der Versuch über die Formulierungen mit dem "Sehen" soll ja auch dann noch zeigen, dass das Sehen hier das einzige bleibt, wo ein Austausch stattfindet, eine Information gegeben wird, dass es aufgrund des oft absoluten Tabus, in Familien nachzufragen nach der Gesinnung in jener Zeit nicht möglich ist, Antworten zu bekommen...
Ich hoffe, ich kann damit verständlich machen, wie ich das meine...?
Aber halt! Dagegen ist die folgende Strophe (7) sehr viel schwächer. Strophe Nr 6. braucht keine bestätigung mehr und keinen solchen Unterbau.
Einzig der Gedanke des Lebensweges ist interessant.
Ansonsten unnötig!
Interessant... ich hielt diese Strophe für eine Bereicherung...
Schliesse mich Dirk und Spider an, trotz den kleinen Schwächen, ein gutes Gedicht zu einem wichtigen Thema, welches erzählt wie es ist ohne dabei pathetisch, heroisierend oder dergleichen zu sein.
ich merke jetzt, dass ich mir viel zu wenig Zeit genommen habe für die Überarbeitung - mlchte da wirklich noch dran weiterarbeiten - und würde mich umso mehr über weiteres Feedback freuen.
Dir, Surja, danke - für die ausführlichen und wertvollen Hinweise
LG
ch