Traumgewitter
Verfasst: 28.10.2011, 12:30
Marius wachte mit einem unguten Gefühl im Bauch auf. Er hatte einen solch unheimlichen Traum gehabt. Trotz dröhnender Kopfschmerzen versuchte er sich zu erinnern. Nur langsam kam sie, die Erinnerung, wieder zurück. Am schlimmsten war das mulmige Gefühl im Bauch, welches sich mehr und mehr ausbreitete, je intensiver er sich daran erinnerte.
„Vielleicht war es gar kein Traum was ich erlebt habe“ dachte er, „und es war wirklich passiert? Nein, dass kann nicht sein, nein, nein, so was gibt’s doch gar nicht, nicht hier bei uns.“
Sehr vertraut schien Alles in seinem Traum. Die Umgebung, so als wäre er gerade in der Wohnung und später in seinem Wohnviertel unterwegs gewesen. „Ja, es gab ein Gewitter, jetzt erinnere ich mich wieder“ er lief begleitet von lauten Donnerschlägen und Blitzen durch die Strassen. Kurzzeitig wurde die in Dunkelheit liegende Stadt in gleißend helles Licht getaucht.
Dann folgten heftige Erschütterungen, wonach sogar einige Häuser in seiner Nachbarschaft einstürzten – sie fielen um wie Kartenhäuser.
„Nicht mehr drüber nachdenken, ich sollte das schnell als blöden Traum abhaken“ dachte er.
Marius schüttelte sich kurz, gähnte laut und ausgiebig und stieg aus dem Bett.
Vor dem Bett lagen noch seine Klamotten vom Vortag, er war mal wieder ziemlich lange auf Achse gewesen, mit seinen Freunden. Reichlich Bier und Jägermeister waren geflossen, was Spezielles zu rauchen gab es auch. Später in der Nacht fiel er mit seiner Clique noch in das Drumhouse ein, eine wirklich laute Disco.
Wieder musste er so sehr gähnen, dass ihm die Tränen die Wangen runter liefen und er fast über seine Schuhe gestolpert wäre. „Shit“ dachte er, „was bin ich doch für eine Schlampe. Sobald ich wieder einen klaren Kopf habe, mmh, ja, dann muss ich endlich mal mein Zimmer aufzuräumen.“ Das war wenigstens im Moment ein guter Vorsatz.
Im Flur schien es ihm merkwürdig still zu sein. Sonst war mindestens schon ein WG-Bewohner aufgestanden und hatte das Klo oder das Bad belegt.
Marius schlurfte mit der seitlich runter hängenden Schlafanzughose und nacktem Oberkörper Richtung Toilette. Sie war frei und er setzte sich schnell, um den Druck auf seiner Blase endlich los zu werden. Stehpieseln war hier untersagt, wegen der beiden weiblichen WG-Bewohner. „O.k.“ dachte er „ich hab ja auch meistens keinen Bock den Topf sauber zu machen, dann halt wieder im Sitzen“. Er überlegte kurz, ob er nach dem Pinkeln auch noch seinen Kopf ins Klo hängen sollte, um dem ungemütlich, schlechten Gefühl im Bauch einen Weg nach draußen zu geben. Doch so übel war’s ihm auch wieder nicht und er beendete die Sitzung.
Kaltes Wasser ins Gesicht schaufelnd, stand er kurz darauf am Waschbecken im Bad, und beschloss erst nach einer Tasse Kaffee zu duschen.
In der Küche sah es aus wie nach einem Gelage. Immer noch stand versifftes Geschirr der letzten Tage auf der Arbeitsplatte und in der Spüle. „He, ich dachte das hätte ich gestern schon mit Olaf zusammen weg gespült, warum steht jetzt schon wieder alles voll mit dreckigem Geschirr? Shit!“ Er redete laut mich sich selbst und versuchte zwischen all den verschmierten, verkrusteten und verfleckten Tellern, Tassen und Besteckteilen einen Platz zum Kaffeekochen zu finden. Endlich hatte er die Kaffeemaschine in Gang gesetzt, die sofort mit lauten zischenden Geräuschen Dampf ausstieß. Er konnte in cirka zwanzig Minuten damit rechnen, dass die ersehnte heiße Brühe fertig sein dürfte. Das Ding war so verkalkt, es grenzte schon an ein Wunder überhaupt noch einen Kaffee damit zustande zu bringen.
Mit einem weiterhin merkwürdig benebelten Kopf schlich er zurück in sein Zimmer und zog die Jalousie hoch. Kniff die noch lichtempfindlichen Augen zu und drehte sich um zu seinem Bett. Im selben Moment erschrak er so sehr, dass er unwillkürlich, wie vom Blitz getroffen zusammenzuckte. Schnell dreht er sich wieder um und trat näher an das Fenster ran. „Shit, was ist da los?“ mehr fiel ihm erst mal nicht dazu ein, so elektrisiert war er.
Der Blick aus dem Fenster ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Fast alle Nachbarhäuser waren eingestürzt, Feuer loderte aus mehreren Brandherden,
Menschen liefen blutend und um Hilfe rufend über die Straße.
Und das wahrscheinlich verrückteste daran war, mitten auf dem einzigen noch trümmerfreien Teil der Kreuzung, stand der alte, bunt angemalte VW-Bus seiner WG. Laute Musik drang aus der offenen Schiebetür. Um den Bus herum tanzten seine Mitbewohner aus der WG zu ‚Can’t get no satisfaction’.
Unbeirrt vom Chaos, den verletzten Menschen, dem Feuer und einigen hilflos umherirrenden Feuerwehrmännern und Rettungshelfern feierten Sie ausgelassen.
Marius überlegte nicht lange, wahrscheinlich eher Instinktgesteuert, streifte er sich seine Jeans über die Schlafhose, die sich danach faltig zusammengeschoben oberhalb seiner Knie befand, zog das fleckige T-Shirt über, schlüpfte in die Hausschuhe und rannte zur Wohnungstür.
Wie im Rauschzustand riss er die Tür auf, lief los, in das nicht mehr vorhandene Treppenhaus und fiel ins Leere. Leider hatte er erst zu spät bemerkt, dass es kein Treppenhaus mehr gab, denn der Teil des Hauses war auch eingestürzt. So flog er durch den Raum, der einmal das Treppenhaus war und landetet schließlich mit einem heftigen Wumms auf dem Boden des Erdgeschosses.
„Shit“, dachte er - für heute zum vierten Mal - bevor es um ihn herum dunkel wurde und er die Besinnung verlor.
Marius wachte auf, weil ihn etwas ganz zart am Bauch kitzelte. Verschlafen und sehr erschöpft, öffnete er die Augen nur einen schmalen Schlitz breit, um zwischen seinen Wimpern möglichst wenig Licht durch zu lassen. Schemenhaft erkannte er das Gesicht von Mali, seiner Mitbewohnerin, mit der ihn manchmal mehr verband als nur die gemeinsame WG. Sie hatte eine Vogelfeder in der Hand und machte damit leichte kreisende Bewegungen auf seinem nackten Bauch.
„Na Marius, war wohl ein bisschen viel Shit letzte Nacht, hm?“
„Vielleicht war es gar kein Traum was ich erlebt habe“ dachte er, „und es war wirklich passiert? Nein, dass kann nicht sein, nein, nein, so was gibt’s doch gar nicht, nicht hier bei uns.“
Sehr vertraut schien Alles in seinem Traum. Die Umgebung, so als wäre er gerade in der Wohnung und später in seinem Wohnviertel unterwegs gewesen. „Ja, es gab ein Gewitter, jetzt erinnere ich mich wieder“ er lief begleitet von lauten Donnerschlägen und Blitzen durch die Strassen. Kurzzeitig wurde die in Dunkelheit liegende Stadt in gleißend helles Licht getaucht.
Dann folgten heftige Erschütterungen, wonach sogar einige Häuser in seiner Nachbarschaft einstürzten – sie fielen um wie Kartenhäuser.
„Nicht mehr drüber nachdenken, ich sollte das schnell als blöden Traum abhaken“ dachte er.
Marius schüttelte sich kurz, gähnte laut und ausgiebig und stieg aus dem Bett.
Vor dem Bett lagen noch seine Klamotten vom Vortag, er war mal wieder ziemlich lange auf Achse gewesen, mit seinen Freunden. Reichlich Bier und Jägermeister waren geflossen, was Spezielles zu rauchen gab es auch. Später in der Nacht fiel er mit seiner Clique noch in das Drumhouse ein, eine wirklich laute Disco.
Wieder musste er so sehr gähnen, dass ihm die Tränen die Wangen runter liefen und er fast über seine Schuhe gestolpert wäre. „Shit“ dachte er, „was bin ich doch für eine Schlampe. Sobald ich wieder einen klaren Kopf habe, mmh, ja, dann muss ich endlich mal mein Zimmer aufzuräumen.“ Das war wenigstens im Moment ein guter Vorsatz.
Im Flur schien es ihm merkwürdig still zu sein. Sonst war mindestens schon ein WG-Bewohner aufgestanden und hatte das Klo oder das Bad belegt.
Marius schlurfte mit der seitlich runter hängenden Schlafanzughose und nacktem Oberkörper Richtung Toilette. Sie war frei und er setzte sich schnell, um den Druck auf seiner Blase endlich los zu werden. Stehpieseln war hier untersagt, wegen der beiden weiblichen WG-Bewohner. „O.k.“ dachte er „ich hab ja auch meistens keinen Bock den Topf sauber zu machen, dann halt wieder im Sitzen“. Er überlegte kurz, ob er nach dem Pinkeln auch noch seinen Kopf ins Klo hängen sollte, um dem ungemütlich, schlechten Gefühl im Bauch einen Weg nach draußen zu geben. Doch so übel war’s ihm auch wieder nicht und er beendete die Sitzung.
Kaltes Wasser ins Gesicht schaufelnd, stand er kurz darauf am Waschbecken im Bad, und beschloss erst nach einer Tasse Kaffee zu duschen.
In der Küche sah es aus wie nach einem Gelage. Immer noch stand versifftes Geschirr der letzten Tage auf der Arbeitsplatte und in der Spüle. „He, ich dachte das hätte ich gestern schon mit Olaf zusammen weg gespült, warum steht jetzt schon wieder alles voll mit dreckigem Geschirr? Shit!“ Er redete laut mich sich selbst und versuchte zwischen all den verschmierten, verkrusteten und verfleckten Tellern, Tassen und Besteckteilen einen Platz zum Kaffeekochen zu finden. Endlich hatte er die Kaffeemaschine in Gang gesetzt, die sofort mit lauten zischenden Geräuschen Dampf ausstieß. Er konnte in cirka zwanzig Minuten damit rechnen, dass die ersehnte heiße Brühe fertig sein dürfte. Das Ding war so verkalkt, es grenzte schon an ein Wunder überhaupt noch einen Kaffee damit zustande zu bringen.
Mit einem weiterhin merkwürdig benebelten Kopf schlich er zurück in sein Zimmer und zog die Jalousie hoch. Kniff die noch lichtempfindlichen Augen zu und drehte sich um zu seinem Bett. Im selben Moment erschrak er so sehr, dass er unwillkürlich, wie vom Blitz getroffen zusammenzuckte. Schnell dreht er sich wieder um und trat näher an das Fenster ran. „Shit, was ist da los?“ mehr fiel ihm erst mal nicht dazu ein, so elektrisiert war er.
Der Blick aus dem Fenster ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Fast alle Nachbarhäuser waren eingestürzt, Feuer loderte aus mehreren Brandherden,
Menschen liefen blutend und um Hilfe rufend über die Straße.
Und das wahrscheinlich verrückteste daran war, mitten auf dem einzigen noch trümmerfreien Teil der Kreuzung, stand der alte, bunt angemalte VW-Bus seiner WG. Laute Musik drang aus der offenen Schiebetür. Um den Bus herum tanzten seine Mitbewohner aus der WG zu ‚Can’t get no satisfaction’.
Unbeirrt vom Chaos, den verletzten Menschen, dem Feuer und einigen hilflos umherirrenden Feuerwehrmännern und Rettungshelfern feierten Sie ausgelassen.
Marius überlegte nicht lange, wahrscheinlich eher Instinktgesteuert, streifte er sich seine Jeans über die Schlafhose, die sich danach faltig zusammengeschoben oberhalb seiner Knie befand, zog das fleckige T-Shirt über, schlüpfte in die Hausschuhe und rannte zur Wohnungstür.
Wie im Rauschzustand riss er die Tür auf, lief los, in das nicht mehr vorhandene Treppenhaus und fiel ins Leere. Leider hatte er erst zu spät bemerkt, dass es kein Treppenhaus mehr gab, denn der Teil des Hauses war auch eingestürzt. So flog er durch den Raum, der einmal das Treppenhaus war und landetet schließlich mit einem heftigen Wumms auf dem Boden des Erdgeschosses.
„Shit“, dachte er - für heute zum vierten Mal - bevor es um ihn herum dunkel wurde und er die Besinnung verlor.
Marius wachte auf, weil ihn etwas ganz zart am Bauch kitzelte. Verschlafen und sehr erschöpft, öffnete er die Augen nur einen schmalen Schlitz breit, um zwischen seinen Wimpern möglichst wenig Licht durch zu lassen. Schemenhaft erkannte er das Gesicht von Mali, seiner Mitbewohnerin, mit der ihn manchmal mehr verband als nur die gemeinsame WG. Sie hatte eine Vogelfeder in der Hand und machte damit leichte kreisende Bewegungen auf seinem nackten Bauch.
„Na Marius, war wohl ein bisschen viel Shit letzte Nacht, hm?“

Na kann schon sein, dass der letzte Absatz kein Traum war, sonst hätt, nachdem wie Marius drauf war, wahrscheinlich ein Huhn an der Feder gehangen.
