Hongkong/China 2003
Originaltitel: Ying xiong
Regie: Zhang Yimou
Hauptdarsteller:
Chen Dao Ming
Maggie Cheung Man-Yuk
Tony Leung Chiu-Wai
Donnie Yen
Jet Li
Der Irrealismus im Kino ist erschreckend, mögen die Filme nun "Matrix reloaded" heißen oder "Hero". Die Gesetze der Schwerkraft sind aufgehoben. Die Helden wirbeln durch die Luft, preschen durch die Stadt wie Amok-Kampfflieger oder hüpfen übers Wasser, wie es Jesus höchstpersönlich nicht besser vollbracht hätte. Nie war Kino phantastischer, lächerlicher und unglaubwürdiger. Wo die Geschichten ausgehen, fängt die Tricktechnik an, wo nichts zu sagen bleibt, beginnt die Materialschlacht. Wenn ich dann sehe, was für ein dämliches Gesicht Keanu Reeves in den Kampfszenen des zweiten Teils der Matrix-Saga vor lauter Anstrengung macht oder höre, dass Carrie-Anne Moss keinen Bock mehr hat, in einem vierten Teil mitzuspielen, weil sie sich beim Dreh zu den Kampfszenen in "Reloaded" und "Revolutions" mehrere Rippen gebrochen hat, dann versöhnt mich das wieder ein bisschen und ich sage mir: Da siehst du, wie kostbar ein Quäntchen Phantasie ist. Vor allem kostet sie dich keine 200 Millionen Dollar.
Obwohl ich kein Fan des Genres bin, glaube ich dennoch, dass der Film "Hero" sehenswert ist. Zwar spielen die unrealistischen und sehr ästhetischen Kampfszenen eine entscheidende Rolle, aber dabei hat der Regisseur nicht vergessen, dem Kinozuschauer eine Geschichte zu erzählen. Ein namenloser Held tritt vor den König Qin, er soll drei gefährliche Attentäter beseitigt haben, und der König würde gern erfahren, wie er das zustandegebracht hat, wo er doch selbst stets gescheitert ist, sie festnehmen oder töten zu lassen. Niemand darf sich dem König bis auf 100 Meter nähern, heißt es. Wegen seiner Verdienste, darf der Namenlose sich bis auf 10 Meter dem Herrscher nähern. Der Held berichtet, wie er seine Gegner besiegt haben will. Der König misstraut ihm und entlarvt ihn selbst als jemanden, der mit der Absicht gekommen ist, ihn zu töten ... Hier spielt der Film sehr geschickt mit verschiedenen Versionen und Erzählebenen. Ich finde auch zeitgeschichtlich ist dieser Film aus China sehr bedeutsam, denn zentral geht es hier um Terrorismus, nationale Einheit und Frieden. Dabei mangelt es dem Film weder an dem nötigen Pathos, noch an der Opulenz der Bilder – Patriotismus pur, aber erholsam ist, dass es sich dabei nicht schon wieder um Importware aus Amerika handelt.
Nicht der Kampf, nicht die Action, nicht der martialische Einsatz von Statisten haben mich bei diesem Kinogang beeindruckt, sondern vor allem die Filmmusik. Hier wird nicht nur von Schwert-Kunst geredet, hier wird sie auch mit anderen künstlerischen Tätigkeiten verglichen: mit Musik und Kaligraphie. Aber ich musste mir bei den Kampfszenen immer vorstellen, das ganze wäre eine Art Ballet. Diese Vorstellung hilft, das Irrealistische zu ertragen und harmoniert daneben mit der wundervollen Musik und der Farbenpracht der Bilder.