Obwohl ich davon ausgehe, dass fast jeder das Werk gesehen hat, hier noch einmal der Inhalt (verkürzt):
Thomas Anderson (Keeanu Reeves), Angestellter einer Software Firma und im Privatleben (dem eigentlichen Leben) der geniale Hacker "Neo" hat ein paar ernsthafte Probleme: Zuerst fordert ihn sein Computer unprovoziert auf, einem weissen Kaninchen zu folgen, welches er Sekunden später als Tattoo an der Gespielin eines Knaben wiederfindet, der ihm gehackte Daten abkauft. Er folgt also dem Langohr bzw. der darunter befindlichen Schulter zu einer netten Party oder so und wird dort von einer Schönheit angequatscht, die sich als die ebenfalls geniale Hackerin Trinity (Carrie-Anne Moss) vorstellt und ihn a )warnt, dass er beobachtet wird und ihm b )Antworten auf die Frage in Aussicht stellt, die sich alle genialen Hacker stellen: Was ist die Matrix?
Cut, nächster Morgen, Neo Anderson wacht auf und hat schon wieder ein Problem: Er kommt zu spät ins Büro und bekommt einen heftigen Anschiss von seinem Chef. Damit nicht genug, während der arme Kerl demotiviert vor seinem Computer sitzt, kommen finstere Kerle (die aussehen wie die Men in Black oder eine Bande von Killern aus einem Tarentino-Film) plus Polizei und wollen unseren gebeutelten Helden mitnehmen. Zuerst entgeht er ihnen mittels eines plötzlich zugestellten Handys, von dem aus ein gewisser Morpheus (Laurence Fishburne) ihm nützliche Anweisungen gibt. Dann kriegen die Finsteren ihn aber doch, denn die Anweisung, zwecks Flucht aus einem Hochhausfenster zu springen, findet Mr. Anderson dann doch nicht so nützlich.
Die Finsterlinge verhören den armen Neo, der Wortführer, Agent Smith (grossartig: Hugo "Elrond" Weaving) bietet ihm einen Deal an: Die Agenten waschen seine schwarze Hackerweste weiss, dafür liefert Neo ihnen den berüchtigten Superverbrecher "Morpheus". Neo reagiert frech, worauf ihm sein loses Mundwerk zuwächst (das ist eine saugruselige Szene!) und die Agenten ihm ein ekliges mechanisches Insekt einpflanzen (auch ziemlich eindrucksvoll).
Cut, Neo schreckt in seinem Bett auf, puh, alles nur ein Traum.
Ätsch, nee, doch kein Traum. Trinity taucht mit zwei Kumpels wieder auf, nimmt ihn im Auto mit, nach einigem Geplänkel erklärt sich Neo bereit, mit ihnen zu fahren, worauf ihm die freundliche Trinity erstmal das störende mechanische Insekt, entfernt. Neo fällt nicht besseres dazu ein als: "Das war ja doch kein Traum." In seiner Situation wäre ich wohl auch nicht cooler gewesen. Sie bringen ihm zu Morpheus, der ihm, kurz gesagt, anbietet, alle seine Fragen zu beantworten, auch wenn die Antworten unschön ausfallen könnten oder aber, sein Gedächtnis sauber zu waschen und ihn fürderhin in Ruhe zu lassen. Dreimal dürft ihr raten...
Neo entscheidet sich also für die Antworten und wird ziemlich unsanft und wortwörtlich aus der Realität, bzw. dem, was er dafür hält gerissen. Als er sich nach einigen traumatischen und ekligen Erlebnissen in einem arg ramponierten Hovercraft-U-Boot-Schiff-Wrack-Dingsbums wiederfindet, erfährt er folgende unangenehme Wahrheiten:
a) Die Welt, die er bisher für real hielt, ist eine virtuelle Realität, die Matrix, in der fast alle Menschen "leben".
b )Geschaffen wurde diese künstliche Welt von Maschinen, die in einem Jahrhundertelangen Krieg die Menschheit besiegt haben, und die Menschen nun als Energiequelle nutzen. Die Matrix dient dazu, die Gehirne der Menschen zu beschäftigen.
c) Es gibt noch ein paar freie Menschen. Diese leben nahe des Erdkerns, bekämpfen die Maschinen und betreiben (offenbar) eine kleine Flotte dieser Hovercrafts. Von denen aus hacken sie sich immer wieder in die Matrix ein und suchen "den Auserwählte", einer Person, die in der Lage ist, die Matrix als das wahrzunehmen, was sie ist und sie Kraft ihrer Gedanken (die ja mit dem Programm kommunizieren) beliebig zu verändern.
Was dann folgt ist eine sehr spannende und kurzweilige Actiongeschichte, basierend auf dieser Grundidee. Es gibt Freundschaft und Verrat satt, Neo ist (klar) der Auserwählte und es ist (klar) Trinitys Kuss der ihn in höchster Not ins Leben zurückholt, woraufhin er mit den Agenten aufräumt und die Menschheit aufruft, sich selbst zu befreien.
Der Film hat einer sehr stimmige Ästhetik, kühl in schwarz, blau und grün gehalten. Überall ist Verfall, in der Matrix ebenso wie in der "Realität". Viele grossartige Bilder, dazu eine Choreographie der Kampfszenen, die zwar in ihrer Masslosigkeit bei John Woo geklaut ist, aber das ist ja nicht ehrenrührig. Andere haben da auch geklaut, und in "Matrix" emanzipiert sich die Kampfästhetik stark von Woo (was Tarentino zum Beispiel nicht tut) und wird - mit den vielen Zeitlupen, und den angeblichen "Superzeitlupen", selbst stilbildend. Bis heute sind die meisten Nachahmer zwar ziemlich billig, (bis hin zu deutschen Actionserien, da tut das wirklich weh) aber das wird nicht so bleiben.
Der Soundtrack ist, obwohl von Marilyn Manson geprägt, ziemlich gut.
Was mich an dem Film fasziniert hat ist folgendes: Er hinterfragt die Realität der Realität. Er tut es auf eine Weise, die dem Zuseher keinen Ausweg lässt - ich kann mir nicht beweisen, dass die Theorie, auf der der Film beruht, in meiner Realität - dem, was ich als Realität empfinde - nicht wahr ist.
Man sollte den Machern des Filmes, Andy und Larry Wachowsky, nicht allzuviel visionäre Originalität zubilligen. Dies war nicht der erste Film über dieses Thema und sie haben gnadenlos bei einem meiner Lieblings SciFi Autoren, Philip K. Dick geklaut. Dick, dessen Kurgeschichten auch die Vorlagen für Blade Runner
Aber all diese Zusammenklauerei mache ich den Wachowsky-Brüdern nicht zum Vorwurf, im Gegenteil. Sie machen dieses sperrige Gedankengut zugänglich, wie es seit "Blade Runner" keinem Film mehr gelungen ist. Ich rechne ihnen das hoch an, denn obwohl mir persönlich die Bücher reichen würden, freue ich mich immer, wenn gute Filmemacher beweisen, dass das nicht nur Zeugs für Philosophieseminare und verschrobene SciFi-Leser ist. Zudem lassen sie interessante Fragen offen - zum Beispiel, wie real denn die Realität ist, die Neo, Morpheus uns Co. im Film für die Realität halten. Diesen Fragen nachzugehen haben offenbar die beiden folgenden Teile der Trilogie zugunsten einer platten Messiasgeschichte geopfert. Schade.
Allerdings ist es auch diese Rahmenhandlung in der Hovercraft-Realität, die mich im ersten Teil am meisten stört, und die am unausgegorensten ist. Der Himmel ist verdunkelt? Wie können dann überhaupt noch Menschen leben? Die leben nahe dem Erdkern? Ziemlich heiss da unten und ziemlich hoher Druck... Und was atmen die? Und warum stopfen die Maschinen nicht einfach die Luftlöcher zu, anstatt die nervigen Hovercrafts zu jagen?
Okay - das sind meine ersten, ungeordneten Gedanken zum Thema. Was meint Ihr?