Michael Ende: Das Gauklermärchen

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Joachim Stiller
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Michael Ende: Das Gauklermärchen

Beitragvon Joachim Stiller » 30.09.2013, 12:35

„Das Gauklermärchen“ von Michael Ende

Ein kleiner Zirkus steht vor dem Aus. Da bietet ein Chemiekonzern dem Zirkus eine letzte Chance, wenn die Gaukler Werbung für die Pharmaprodukte machen. Doch sie sollen Eli, ein behindertes Kind in ein Heim abgeben, das bei einem Chemieunfall schwer verletzt und von der Gauklertruppe aufgenommen wurde. Soweit das Vorspiel, und während die Truppe sich berät, beginnt Jojo, der Clown, ein Märchen zu erzählen. Er erzählt das Märchen in sechs Akten, das Märchen von Eli, der Prinzessin im Hier-und-Heute-Land und vom Prinzen Joan im Morgen-Land, einem reinen Phantasieland. Sie lieben sich, da sie sich in einem Zauberspiegel gesehen haben, doch sie können nicht zusammenfinden. Da verlässt Prinz Joan sein Morgen-Land und gibt die Macht, während er alles vergisst, an die intrigante und böse Spinne Angramain ab. Es stellt sich heraus, dass Eli das behinderte Kind ist und Jojo, der Clown, Prinz Joan. So finden beide doch noch zusammen. Jojo nimmt die Gauklertruppe in seiner Phantasie mit ins Morgen-Land, wo es ihnen mit List und Schafsinn gelingt, die böse Spinne Angramain zu besiegen. Der Vertrag mit dem Chemiekonzern ist zerrissen.

Michael Ende singt in diesem faszinierenden Theaterstück das hohe Lied auf die uneigennützige Liebe. Dabei beherrscht Ende allerbeste klassische Dichtkunst, denn das ganze Stück ist in klassischem Versmaß geschrieben. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welch einfach anmutenden Mitteln gute Dichtungen entstehen können. Ende hat fast so starke Qualitäten, wie ein Schiller oder Goethe, und das ohne jede Übertreibung. Es ist wirklich bedauerlich, dass Ende nicht mehr Dichtung hinterlassen hat. Er wäre auch auf diesem Gebiet sicherlich ein Meister geworden.

Ich selber halte das Gauklermärchen für ein echtes Kleinod der deutschen Literatur, ein wirkliches Meisterwerk. Ende braucht den Vergleich mit den Besten nicht zu scheuen. Dieses wunderschöne Drama geht einem wirklich an Herz und Nieren, und ich würde mich freuen, wenn es wenigsten mehr Leser finden würde, wenn es schon so selten gespielt wird.

Gruß Joachim Stiller Münster

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