Dem krankken Thiere

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Surjaninov
Klio
Beiträge: 542
Registriert: 20.12.2003, 21:06

Dem krankken Thiere

Beitragvon Surjaninov » 25.08.2004, 22:43

Dem krankken Thiere


Seyn Athem keucht aus bleicher Brust wie Stoß hervor /
Gleich dem krankken Thiere röchelt seyne Lungen /
Blutt und Eiter tritt / als er noch still ein Creutz beschwor
Daraus dem Wunden / früh hat er noch gerungen.

Vnd liegt im Schlafe fast / nieder unter Winden
auff kaltem Lager / dass tropfft von seyne Sachen /
Bald aufgebraust muß er voll im Grauße schinden
Bald wider stille / höret er grässlich Lachen.

Er glaubt sein Schwerdte rosten / den Harnasch fallen
Stiefeln denkt er Schlitze / kein Fanfaren Schallen
Zeucht ein Sonnenstrahl izt nicht von seyne Tathen?

Schwach geht der Blasebalg unter dünnen Rippen /
Mit letztem Hauch vergeht seyn Leben / und Lippen
Stehen nun / steigen empor in Himmels Garten.



copyright (c) C.Schwarz

[) i r k
O livro Admin
Beiträge: 2920
Registriert: 19.01.2002, 21:41
Wohnort: Düsseldorf

Re: Dem krankken Thiere

Beitragvon [) i r k » 16.09.2004, 01:31

Ich musste, als ich dieses Gedicht zum ersten mal las, als erstes denken: Schade, dass "Auf Eulen Schwingen" nicht mehr unter uns weilt, ich glaube, ihm hätten diese Zeilen, dieser barocke Sound gefallen. Kannst ja mal selber im Archiv nach seinen Hinterlassenschaften stöbern - das ist bestimmt auch was für dich dabei.

Und auch mir gefällt dieses Sonett. Ich mag viele Wörter, wie sie hier geschrieben werden: "Thiere", "Creutz", "seyne", das lateinische "Vnd" ... oder mein Liebling, das mich unweigerlich an ein Gedicht von Hölderlin erinnert: "izt". Das ist wie eine Zeitreise.

Nur die erste Zeile:

"Seyn Athem keucht aus bleicher Brust wie Stoß hervor"

Sie erscheint mir sprachlich etwas umständlich und unnatürlich. "aus bleicher Brust wie Stoß hervor", nee, Surja, das ist schief. Da musst du noch mal ran.

Sonst keine Einwände.

MfG,
[) i r k
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

Surjaninov
Klio
Beiträge: 542
Registriert: 20.12.2003, 21:06

Re: Dem krankken Thiere

Beitragvon Surjaninov » 16.09.2004, 21:58

Ah, danke Dirk :-)

Ich glaube inzwischen das sich ein, im damaligen Deutsch bewandeter, Sprachwissenschaftler die Haare raufen würde. Wer weiß was alles nicht stimmt. Oder welche Wörter doch falsch sind.
Gut für mich ich, daß es damals überhaupt keine einheitliche Rechtschreibung gab (soweit ich weiß). Alles ist möglich...

Meinst du es geht wenn ich einfach das "wie" der ersten Zeile durch ein "als" ersetze?

Ich mach diese alte Schreibweiß auch sehr gern. Besonders auch dieses "izt". Wirklich schön - und fast schon erfrischernd ungewohnt.

lg
Surja


Zurück zu „Gedichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 23 Gäste