Regenzeit

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Herbert Eiter
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Regenzeit

Beitragvon Herbert Eiter » 27.07.2004, 10:00

Hab euch wieder eins von meinen mißratenen kleinen Gedichten mitgebracht:

Regenzeit

Die Wolken ziehen, dunkle Festen,
von den Markisen tropft der Regen,
die Stimmen kreuzen mit dem Wind
und stürzen dann dem Nichts entgegen.
Ein nasser Schatten tanzt, mit Grind
und Glanz, auf verlassnen Wegen,
ein schwarzes Segel aus dem Westen
will sich über alles legen.

Dem Himmel läuft das Wasser schon
in seinem Maul zusammen, spucken
und sabern will die große Fresse,
will Zähne zeigen, beißen, schlucken.
Es grollt und grummelt in der Esse,
bis Blitze auf uns niederzucken,
das Donnerlachen ist sein Hohn,
wenn wir übers Wetter mucken.

© H. Eiter 2004
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Herbert Eiter
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Re: Regenzeit

Beitragvon Herbert Eiter » 03.08.2004, 14:11

Könnte mir jemand mal seinen Rammstein borgen?
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Surjaninov
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Re: Regenzeit

Beitragvon Surjaninov » 03.08.2004, 22:06

Wie wär`s anstatt mit nem Döner? :-D


"mit Grind" - Ähh eine Hautkrankheit? "durch Erkrankung der Haut od. durch mangelnde Körperpflege entstandener) Hautausschlag, der sich zu einer Kruste verhärtet" (Pc-Bibliothek) - aha, der arme Schatten...
...trotzalledem gläntz er auch noch. Vom Wasser nehme ich an.

"der Esse" - meinst du Schornstein oder Schlot? Dadrin grummelt es? das kauf ich dir nicht ab.

Frage: hast diese beiden Wörter mir bedacht gewählt oder sie des Reims oder nur der Wörter wegen genommen??

In der zweiten Strophe wird das ganze doch recht salopp + banal. Das hast du in der ersten Strophe fast vermieden.
Die beiden wollen mir nicht recht zusammenpassen. Wieder wegen der zweiten Strophe. Wegen Sachen wie: "übers Wetter mucken", "große Fresse" oder "sabern". Muss das so sein??

"ein schwarzes Segel aus dem Westen
will sich über alles legen" - das hingegen gefällt mir gut. Das schwarze Segel!

lG
Surja

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Re: Regenzeit

Beitragvon Alma Marie Schneider » 06.08.2004, 14:00

Weder Spannung noch interessante Bilder.
Mit Kraftausdrücken wirds auch nicht besser Herr Eiter.

Zitat:
Ein nasser Schatten tanzt, mit Grind
und Glanz, auf verlassnen Wegen,

Das sind noch die besten Zeilen.

LG
Alma Marie

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Re: Regenzeit

Beitragvon Hamburger » 06.08.2004, 14:36

Hallihallo,

frisch in den Urlaub entlassen strebe ich ja nun wieder verstärkte Präsenz hier im Forum an und erblicke mit Freuden ein Gedicht meines alten Lieblingsfeindes
:-D , dass ich....eher durchschnittlich finde.

Na ja, fang ich einfach mal an:


Die Wolken ziehen, dunkle Festen,


Festen? Was ist denn das. Mein Duden sagt, es sei nicht die Mehrzahl von "Festung", könnte allerdings ein altes schweizerisches Wort für "Feste feiern" sein. Hmmm...


von den Markisen tropft der Regen,


Jetzt schon? Schade, ich dachte das Gewitter kündigt sich erstmal an, was der Rest des Gedichts ja nahelegt. Na ja, vielleicht ist noch ein bisschen Regen vom letzten Gewitter übrig - dann hätten "Tropfen" hier besser gewirkt.


die Stimmen kreuzen mit dem Wind
und stürzen dann dem Nichts entgegen.


Dem Nichts? Etwas zu abstrakt um zu überzeugen. Aber ansonsten: gut. Das hat was. Nicht nur kreuzende, sondern auch stürzende Stimmen - gefällt mir.

Ein nasser Schatten tanzt, mit Grind
und Glanz, auf verlassnen Wegen,


Fand ich am Anfang auch genial, jetzt kann ich Alma überhaupt nicht mehr zustimmen und schliesse mich Surja erstmal an. Mein
Duden ist hier entweder der Hautausschlagsmeinung oder er vermeldet, dies sei "in der Jägersprache der Kopf von Hirsch oder Gämse".
Hmm, wenn ich mir das so vorstelle wie der Schatten mit einem Hirschkopf tanzt...nee, das wird mir zu gruselig :-D
(Sollte "Grind" eine Bedeutung haben, die hier wirklich passt, wären es zwei sehr gute Zeilen)


ein schwarzes Segel aus dem Westen
will sich über alles legen.


Ja, gefällt mir. Da kommt gewittrige Stimmung auf.

Dem Himmel läuft das Wasser schon
in seinem Maul zusammen, spucken
und sabern will die große Fresse,


Hier gelingt der Zeilensprung von Zeile 2 auf 3 nicht. Liest sich schief. Ansonsten: igitt. Aber immerhin schön drastisch.


will Zähne zeigen, beißen, schlucken.


Beißen und schlucken? Hört sich nun schon nach einem ausgewachsenen Hurricane an. Das "schlucken" passt dennoch nicht. Egal was - es kommt irgendwann irgendwo in irgendeiner Form wieder runter :-D


Es grollt und grummelt in der Esse,


Gehe hier mit Surja konform.

Ansonsten, statt Schornsetein hätte ich da noch "Schmiedeherd" als Übersetzung anzubieten. Das kauf ich dir (darf ich eigentlich duzen oder muss ich dauerhaft beim "Herrn Eiter" blieben? :-p ) aber genauso wenig ab.


bis Blitze auf uns niederzucken,
das Donnerlachen ist sein Hohn,
wenn wir übers Wetter mucken.


Ehrlich gesagt: Den Schluss finde ich bemüht witzig. Er wirkt irgendwie aufgesetzt. Er ist im Gedicht so nicht angelegt, wirkt daher überraschend, aber gerade das Verb "mucken"....also ich denk da eher an meine muckende, zeternde Oma und den Spruch "Das Wetter ist aber auch nicht mehr das was es mal war".

Insgesamt: Nicht mißraten, durchschnittlich halt. Ein kleiner Lyrik-Quicki für zwischendurch.

Liebe Grüße,

Hamburger
"If it's a hit? - Yeah, that's me! If it's a miss? - Yeah, that's me!" (Robert Palmer)

Herbert Eiter
Orpheus
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Re: Regenzeit

Beitragvon Herbert Eiter » 02.09.2004, 22:34

@A.M.S.
Weder Spannung noch interessante Bilder.
Mit Kraftausdrücken wirds auch nicht besser Herr Eiter.

Ihre Meinung bleibt Ihnen natürlich unbenommen. Doch – wenn ich ehrlich bin – lege ich keinen gesteigerten Wert darauf. Auch davon abgesehen, dass ihre Reaktion so vorhersehbar war wie die eines kleinen konditionierten Äffchens.


@Surja
"mit Grind" - Ähh eine Hautkrankheit? "durch Erkrankung der Haut od. durch mangelnde Körperpflege entstandener) Hautausschlag, der sich zu einer Kruste verhärtet" (Pc-Bibliothek)

Ach, was seid ihr nur für Poeten, wenn ihr das immer alles im wörtlichen oder – noch schlimmer – im konversationslexikalischen Sinn versteht. Nachschlagewerke hab ich selbst zur Genüge, also lasst mich in Frieden damit, ihr Wörterbuchfetischisten, ihr Definitionsnachschwätzer, ihr Dudeninhaber. :-p
"der Esse" - meinst du Schornstein oder Schlot? Da drin grummelt es? das kauf ich dir nicht ab.

Das ist eine Metapher, verdammt (für Gewitterwolken), und eine unscheinbare mythologische Anspielung auf Hephaistos, während Blitz und Donnerlachen eigentlich ein wenig an den Göttervater erinnern sollten. Wörtlich dachte ich eher an eine Schmiedewerkstatt.
Frage: hast diese beiden Wörter mir bedacht gewählt oder sie des Reims oder nur der Wörter wegen genommen??

Mit Bedacht: siehe oben. Des Reimes wegen: ja. Der Wörter wegen: auf jeden Fall, es sollte definitiv rotziger klingen als in der ersten Strophe ("Fresse", "sabern", "mucken" ...). Ich steh nicht so auf Kuschelpoesie.
In der zweiten Strophe wird das ganze doch recht salopp + banal. Das hast du in der ersten Strophe fast vermieden.
Die beiden wollen mir nicht recht zusammenpassen.

Also der Bruch ist Absicht: These-Antithese, Kuschelpoesie-Zwickpoesie, Romantik-Zynik.
"ein schwarzes Segel aus dem Westen
will sich über alles legen" - das hingegen gefällt mir gut. Das schwarze Segel!

Das verwundert mich nicht, nach allem, was ich bisher von dir gelesen habe. Du bist ein Romantiker, ein 1a Kuschelpoet. Du würdest deinem Leser nie in die Wade beißen. Du schmierst ihm lieber Honig um den Bart und lullst ihn langsam ein ... :-D

Das klang jetzt wohl etwas hart und verächtlich. 'Tschuldigung, nimm's nicht so tragisch, Surja, ich mag deine Gedichte trotzdem. ;-)


@Hamburger
... und erblicke mit Freuden ein Gedicht meines alten Lieblingsfeindes :-D

En Garde! :-D
Festen? Was ist denn das. Mein Duden sagt, es sei nicht die Mehrzahl von "Festung", könnte allerdings ein altes schweizerisches Wort für "Feste feiern" sein. Hmmm...

Und hier versagen eure schlauen Bücher, ja? Feste, pl. Festen, bedeutet u.a. Festigkeit, (im Bergbau) Gestein von beträchtlichem Umfang, Festung (!!!), Firmament (!).
Jetzt schon? Schade, ich dachte das Gewitter kündigt sich erstmal an, was der Rest des Gedichts ja nahelegt. Na ja, vielleicht ist noch ein bisschen Regen vom letzten Gewitter übrig - dann hätten "Tropfen" hier besser gewirkt.

Guter Punkt ... werd ich noch mal drüber nachdenken müssen.
Mein Duden ist hier entweder der Hautausschlagsmeinung ...

Pah, ich glaub, ich krieg Herpes. Wo bin ich hier nur rein geraten: in eine Sekte von Dudenauswendigkönnern, von Wortbedeutungsnachbetern?
... oder er vermeldet, dies sei "in der Jägersprache der Kopf von Hirsch oder Gämse".
Hmm, wenn ich mir das so vorstelle wie der Schatten mit einem Hirschkopf tanzt...nee, das wird mir zu gruselig. :-D

Das, auch wenn es nicht seine Absicht war, gefällt dem Herrn Eiter. :-))
(Sollte "Grind" eine Bedeutung haben ...)

Hat es. Und davon abgesehen könnte der geneigte Herr Leser ruhig mal seine eingerostete und daher vor sich hinquietschende Phantasie anschmeißen und auf Touren bringen, anstatt dem Herrn Autor, der es leid ist, ständig die Ohren vollzunölen. Ihr seid wirklich eine Bande von verwöhnten Schlemmern: benutzt man Metaphern, passt euch die wörtliche Bedeutung nicht, benutzt man keine, ist euch das Gedicht zu schal. Es ist nicht einfach, euch gerecht zu werden.
Beißen und schlucken? Hört sich nun schon nach einem ausgewachsenen Hurricane an. Das "schlucken" passt dennoch nicht. Egal was - es kommt irgendwann irgendwo in irgendeiner Form wieder runter :-D

Ich bitte um Verzeihung, wenn ich es mal so direkt und vulgär ausdrücken muss: Aber Sie scheißen ja auch irgendwann alles wieder aus, was sie tags zuvor gespachtelt haben. Außerdem dachte ich weniger an einen "ausgewachsenen Hurrican" als an die Tornados, die im Juli in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen aufgetreten sind:
Am 23. Juni zerpflückte ein gewaltiger Wolkenschlauch den Ort Micheln in Sachsen-Anhalt. Inzwischen ist klar, Deutschland erlebte an dem Tag multiple Tornados. Nicht zum ersten Mal: Schon seit Jahrhunderten fegen die gefährlichen Windhosen vor allem im Juli über Deutschland.
(Spiegel Online)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,307253,00.html
http://www.tornadoliste.de/
Gehe hier mit Surja konform.

Ja, ich weiß, Dudenkonformisten. :-D
... aber gerade das Verb "mucken"....also ich denk da eher an meine muckende, zeternde Oma und den Spruch "Das Wetter ist aber auch nicht mehr das was es mal war".

Ich möchte, mit Ihrer Erlaubnis Herr Hamburger, dieses Gedicht nachträglich Ihrer werten Frau Oma zueignen. Genau für Leute wie sie wurde es geschrieben. Es geht (auch) hier um eine Sorte von Menschen, denen etwas nie recht sein kann: Erst ist es zu regnerisch, dann wieder zu trocken; erst ist es zu kühl, dann wieder zu heiß und so weiter und so fort. Selbst unter dauerhaft idealen Bedingungen (heiteres Wetter, 21 bis 23 Grad Celsius, einmal in der Woche ein kleiner Regenschauer, damit die geliebten Pflänzchen auf Balkonien nicht verwelken), hätten diese Menschen vermutlich noch etwas auszusetzen. Weil sie sonst nichts haben, worüber sie reden können.
Insgesamt: Nicht mißraten, durchschnittlich halt. Ein kleiner Lyrik-Quicki für zwischendurch.

Ja, damit kann ich leben. Mehr sollte es auch nicht sein. ;-)

Es bedankt sich,
H. Eiter
and all the lousy little poets coming round ...

Silentium
Mnemosyne
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Registriert: 24.05.2003, 17:50

Re: Regenzeit

Beitragvon Silentium » 02.09.2004, 22:49

Ihre Meinung bleibt Ihnen natürlich unbenommen.

:rofl:

Oh Gott, jetzt haben Ham und H.E. ein Thema gefunden, auf dass sie sich gemeinsam stürzen können!
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon


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