Salut Dirk!
"Ich habe "Lust" noch nicht gelesen, aber ich möchte bezweifeln, dass "Lust am Derben, am Zerstörenden" die eigentliche Wirkintention des Buches ist."
Das Buch heißt nicht zufällig "Lust", und nicht "Unlust". Es wurde, sagt Jelinek, aus dem Bedürfnis heraus, literarische Pornografie zu verfassen, begonnen. Und das Buch habe dann die Autorin selbst erledigt (sinngemäß). Jelinek ist Verehrerin von de Sade, nennt ihn einen großen Moralisten, stellt ihr Werk auch in seine Reihe.
(Ich halte de Sade für einen dummen, plumpen Drecksack, von Moral nirgends nicht keine Spur).
Was ich an Jelineks Büchern wahrnehme, ist nicht nur die Kritik des Mann-Frau-Schemas (darauf dockt man halt unmittelbar, auf niederster Ebene an, das versteht halt ein jeder Dorfdepp - soll ich zitieren, wie die Bildzeitung Frau Jelinek beschreibt? ich lass das lieber

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Es ist die Kritik des Körpers selbst. In "Lust" schänden die Männer(körper) den Frauen(körper), so lange, bis am Schluss dieser geschundene Frauenkörper den Sohn umbringt (weil der ja auch ein Schinder werden wird). Dass die Frau sich aber auch schinden lässt, vom Schinder A zum Schinder B läuft und glaubt, dass es ihr bei Schinder B besser geht - dass sie also dieser Illusion aufsitzt, das ist das eigentlich Spannende. Die Frau, das Weiberl mit dem Handtascherl, wie Jelinek das öfter beschreibt, ist halt abgründig blöd, genauso blöd wie ihr Schinder, weil sie nix lernt aus ihren Erfahrungen.
So nehm ich das jedenfalls wahr.
Alle Menschen sind blöd, gemein, brutal, nieder. Das ist Jelineks Welt. Keine schöne Welt, auch kein Spiegel der Welt, in der ich lebe.
Aber sie hat Mut, Frauen in so desolaten, entwürdigenden Momenten zu zeichnen, das verdient meinen Respekt.
Soviel in Kürze,
vielleicht wird dadurch etwas klarer, was ich meine.
Salut
Tolya